Neue Materialien und Mikrosysteme in Forschung und Lehre
Fraunhofer ISIT gründet Außenstelle an der Kieler Universität
Die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) und das Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie (ISIT) in Itzehoe bauen ihre Zusammenarbeit in Forschung und Lehre aus: In einer neuen Außenstelle des ISIT an der Technischen Fakultät erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler beider Einrichtungen künftig gemeinsam miniaturisierte Siliziumsysteme. Diese sollen in Automobilen, im Maschinenbau, in der Unterhaltungs- und Medizintechnik Anwendung finden. Die engere Kooperation kommt auch Studierenden zugute: Gemeinsame Arbeitsergebnisse sollen direkt in verbesserte Lehrangebote sowie in neue praxisnahe und auf aktueller Forschung basierende Veranstaltungen fließen.
„Grundlagenforschung und anwendungsnahe Forschung ergänzen sich mit diesem neuen Level an Zusammenarbeit von Uni Kiel und Fraunhofer ISIT ideal“, sagt CAU-Vizepräsidentin Professorin Karin Schwarz. Nach den in wenigen Jahren auslaufenden Instrumenten der Wissenschaftsfinanzierung von Bund und Ländern wie der Exzellenzinitiative, seien Kooperationen zwischen unterschiedlichen Forschungseinrichtungen ein Mittel, um international konkurrenzfähig zu bleiben.
Seit seiner Gründung im Jahr 1993kooperiert das Fraunhofer ISIT mit der CAU. „Für das Fraunhofer ISIT ist das Kieler Nanolabor der CAU eine hervorragende Ergänzung zu seinen produktionsnahen Forschungslaboren in Itzehoe, da das Institut dort sich auch grundlegenden wissenschaftlichen Fragestellungen widmen kann“, erläutert Professor Bernhard Wagner die Vorteile der gemeinsamen Nutzung von Infrastruktur. Der stellvertretende Leiter des Fraunhofer ISIT ist, wie auch Leiter Professor Wolfgang Benecke, gleichzeitig Lehrstuhlinhaber an der Uni Kiel.
Acht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, darunter vier Doktorandinnen und Doktoranden, befassen sich am neuen Kieler Standort des Fraunhofer- Instituts an der Technischen Fakultät schwerpunktmäßig mit der Entwicklung neuer Wandlerprinzipien für Sensoren und Antriebe auf der Basis von Piezomaterialien. Piezokeramiken haben die Eigenschaft, dass sie sich schnell verformen, wenn eine elektrische Spannung an sie angelegt wird. Diese Verformung lässt sich als Antrieb beispielsweise von kleinen, verkippbaren Mikrospiegeln einsetzen. Solche Mikrospiegel sind das Herzstück von miniaturisierten Laserprojektoren und von Abstandsmesssystemen in Automobilen. Die Forschenden entwickeln leistungsfähige Elektroden zur Ansteuerung der Piezomaterialien und arbeiten an Konzepten zur Regelung piezoelektrisch angetriebener Mikrosysteme.
Daneben erforschen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neuartige Materialien, um elektrische Energie aus Quellen wie Umgebungstemperatur oder Luftströmungen zu gewinnen. Auch Bauelemente für die Umweltanalytik und spezielle Beschichtungstechniken für die Mikrooptik stehen auf der Agenda der Außenstelle. Damit das Forschungsprogramm bewältigt werden kann, wurde auch in mehrere moderne Geräte investiert, welche gleichzeitig dem Kompetenzzentrum Nanosystemtechnik der CAU zur Verfügung stehen.
Studierende der Elektrotechnik und Materialwissenschaft an der Uni Kiel dürfen sich über einige neue Angebote freuen, die mit der Einrichtung der Fraunhofer-Außenstelle einhergehen. Seminare zu Prozesstechnologie, Lithographie, Mikrosystemtechnik und Halbleitertechnologie sowie ein anwendungsbezogenes Praktikum in der Elektrotechnik und Optik dürften fit machen für Jobs in der Industrie und Wissenschaft.
„Nicht nur der Forschungs- und Wirtschaftsstandort Kiel wird durch das intensivere Zusammenwirken von CAU und Fraunhofer ISIT gestärkt, sondern die gesamte Region Schleswig-Holstein“, ist sich CAU-Vizepräsidentin Schwarz sicher.