Fraunhofer ISIT beteiligt sich an neuer Allianz für Spitzenforschung in Schleswig-Holstein

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Innovationskraft steigern, Fachkräftemangel vorbeugen, Synergien nutzen. Schleswig-Holstein verfügt über ein enormes Forschungs- und Entwicklungspotenzial. Und über viele Möglichkeiten, im Land zwischen den Meeren Wertschöpfungsketten von der Grundlagenforschung bis zur Technologieentwicklung abzubilden. Die Einrichtungen der Spitzenforschung in Schleswig-Holstein – unter ihnen das Fraunhofer ISIT - rücken dazu jetzt enger zusammen. In dieser Woche begründeten sie mit der Unterzeichnung einer entsprechenden Absichtserklärung die „Allianz für Spitzenforschung in Schleswig-Holstein“.

© Eric Shambroom Photography / Fraunhofer ISIT
Dr. Axel Müller-Groeling, Leiter des Fraunhofer ISIT, blickt in die Zukunft und begrüßt die Gründung der Allianz für Spitzenforschung in Schleswig-Holstein

Der Allianz gehören 14 Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) an. Ziel des neuen Verbunds ist der Aufbau inter- und transdisziplinärer Kooperationen und eine intensive Zusammenarbeit bei übergreifenden Forschungs- und Organisationsthemen. So sind neuartige Formen der gemeinsamen Nachwuchsförderung, der Aufbau eines Dual-Career-Netzwerkes, die gemeinsame Nutzung von Forschungsplattformen sowie die Einbindung von Stakeholdern und die Etablierung von Think Tanks für aktuelle Fragestellungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft geplant.

Schwerpunkte der Netzwerkbildung betreffen in einer ersten Phase die Karriereförderung von vielversprechenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Karriereperspektiven für Partnerinnen und Partner von Forschenden sowie die Themen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz. So soll ein gemeinsames Netzwerk zur Karriereförderung aufgebaut werden. Gemeinsame Anstrengungen zur Gewinnung exzellenter junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollen durch den Austausch von Stellenausschreibungen und gemeinschaftliche Auftritte auf Karrieremessen unternommen werden.

„Die Gründung einer solchen Allianz in Schleswig-Holstein ist überfällig. Wir verleihen der Wissenschaft damit eine starke Stimme bei der Bearbeitung großer gesellschaftlicher Projekte“, skizziert der Präsident der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) Professor Lutz Kipp das Ziel. Neben der wissenschaftspolitischen Dimension der neuen Allianz sollen Lösungswege für große Herausforderungen in den Bereichen Bildung, Energie, Ernährung, Frieden, Gesundheit, Künstliche Intelligenz und Digitalisierung und Umwelt gefunden und mit Partnern umgesetzt werden.

„Die Wissenschaft muss in der Zusammenarbeit pragmatischer, schlauer und international sichtbarer werden, um den Wissenschaftsstandort Schleswig-Holstein im nationalen und internationalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu halten“, ergänzt die Vizepräsidentin der CAU Professorin Karin Schwarz. Dabei lege die Allianz Wert auf eine stark vernetzte Zusammenarbeit mit Hamburg. Dies stärke den Norden im bundesweiten Wettbewerb um nationale und europäische Fördermittel.

Auch Wissenschaftsministerin Karin Prien lobt die Initiative: „Die Allianz für Spitzenforschung‘ ist eine Idee, die die CAU schon in ihren Wettbewerbsantrag auf Förderung als Exzellenzuniversität eingebracht hatte. Ich freue mich, dass die Universität diese gute Idee weiterverfolgt hat. Diese Allianz wird nicht nur die CAU bei ihrem erfolgreichen Weg unterstützen, sondern den Forschungsstandort Schleswig-Holstein insgesamt voranbringen und die notwendige Vernetzung mit der Spitzenforschung weiter vorantreiben.“

Gemeinschaftsaufgabe Digitalisierung und Künstliche Intelligenz

Im Bereich der Digitalisierung streben die Partner insbesondere eine vertiefte und enge Zusammenarbeit über Konsortien für die nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) an, um die anstehenden Herausforderungen in diesem Bereich zu meistern. „Denkbar sind zum Beispiel vernetzte Forschungsdaten- und Informationsinfrastrukturen. Eine engere Zusammenarbeit empfiehlt sich auch bei anderen Digitalisierungsthemen wie Anwendungen der Künstlichen Intelligenz“, blickt der Leiter der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (Kiel/Hamburg) Professor Klaus Tochtermann voraus.

„In der Material- und Küstenforschung werden sich die Schwerpunkte in den nächsten Jahren sukzessive von Experimenten zu systematischen (KI-basierten) Simulationen und darauf basierenden Vorhersagen verschieben“, betont Professor Matthias Rehahn, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums Geesthacht. „Der Verbund der Allianz für Spitzenforschung in Schleswig-Holstein bündelt die entsprechenden Kompetenzen im Norden synergetisch.“

Exzellente Fachkräfte akquirieren

Als familiengerechte Hochschule zertifiziert, unterstützt die Universität zu Lübeck (UzL) auf Wunsch die Lebens- oder Ehepartnerinnen und Partner der neuberufenen Professorinnen und Professoren. Seit 2018 ist die UzL wie die CAU Mitglied im Dual Career Netzwerk Deutschland und ist im Frühjahr 2019 dem in Hamburg neu gegründeten regionalen Netzwerk ‚Dual Career Hamburg und der Norden‘ beigetreten. Die Beratung der Klientinnen und Klienten orientiert sich an den im Netzwerk erarbeitenden Qualitätsstandards und ethischen Richtlinien. Bei Bedarf wird die Dual Career Beratung auch auf Leitungsebene im Verwaltungsbereich angeboten. „Die Universität zu Lübeck strebt in ihrer Allianz für Spitzenforschung gemeinsam mit der CAU und anderen Forschungseinrichtungen den Aufbau eines Dual Career-Netzwerkes in Schleswig-Holstein an“, kündigt UzL-Präsidentin Professorin Gabriele Gillessen-Kaesbach an.

Vernetzung ist Voraussetzung für Exzellenz im Norden

„Wir begrüßen es sehr, dass mit der neuen Allianz die schon jetzt erfolgreichen Kooperationen des Fraunhofer ISIT mit vielen Forschungseinrichtungen in Schleswig-Holstein nun landesweit strategisch ausgerichtet und erweitert werden“, sagt der Leiter des Fraunhofer ISIT Dr. Axel Müller-Groeling. „Wir erhoffen uns in Zukunft einen deutlich intensiveren und vielfältigeren Austausch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zwischen unserem Institut und den anderen Partnern der Allianz.“

Dass die strukturierte Vernetzung unterschiedlicher Kompetenzen und wissenschaftlicher Erfolg eng zusammenhängen, weiß auch Professor Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft Kiel (IfW Kiel): „Forschung ist längst zur Teamdisziplin geworden, Einzelkämpfer geraten zunehmend ins Hintertreffen. Gerade auch eine fächerübergreifende Zusammenarbeit hilft dabei, praxisnahe Entscheidungsgrundlagen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu entwickeln. Die Allianz für Spitzenforschung in Schleswig-Holstein stärkt daher den Wissenschaftsstandort im Norden ungemein.“

„Ohne die intensive Zusammenarbeit zwischen CAU, Geomar, dem Forschungszentrum Borstel, der Universität Lübeck und dem Max-Planck-Institut wäre es nicht möglich gewesen, in der Evolutionsbiologie international zu einem führenden Standort zu werden und jedes Jahr exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs aus aller Welt nach Schleswig-Holstein zu holen“, stimmt Professor Diethard Tautz, Direktor Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie (Plön) zu.

„Exzellente Forschung benötigt eine gemeinsame Kultur, um die regionale Forschungslandschaft für alle Partner besonders produktiv zu gestalten“, meint auch Professor Stefan Ehlers, Zentrumsdirektor am Leibniz Lungenzentrum in Borstel. „Die Allianz für Spitzenforschung verleiht – über interdisziplinäre Kooperationen in Forschungsprojekten hinaus – diesem gemeinsamen Selbstverständnis einer unterstützenden Ermöglichungskultur für Wissenschaft sichtbaren Ausdruck.“

Medizin der Zukunft

„Die Universitätsmedizin der Gegenwart ist geprägt von Ausdifferenzierung und Vermehrung ärztlicher und pflegerischer Wissensgebiete,“ sagt Professor Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender des UKSH. „Für zukunftsweisende Therapien sind wir zunehmend auf Spezialisten der Informationstechnologie, Physik, Biochemie und unzähliger weiterer Fachgebiete angewiesen. Nur im Miteinander der Expertinnen und Experten der akademischen Gemeinschaft können wir die Herausforderungen der Erforschung der Krankheiten des 21. Jahrhunderts aufnehmen und Wettläufe gegen die Zeit – wie bei der aktuellen Corona-Pandemie – gewinnen.“ Die neue Allianz ist in diesem Sinne ein starkes Zeichen des Aufbruchs und des exzellenten Anspruches an unsere eigene Arbeit.

Die Allianz für Spitzenforschung in Schleswig-Holstein

Gründungsmitglieder: Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU), European X-Ray Free-Electron Laser Facility GmbH (European XFEL, Schenefeld), Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum (FZB, Borstel), GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Helmholtz-Zentrum Geesthacht, Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG, Geesthacht), Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW), Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN, Kiel), Max-Planck-Institut für Evolutionsbiologie (MPI Plön), Muthesius Kunsthochschule (Kiel), Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Universität zu Lübeck (UzL), ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (Kiel/Hamburg), Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA, Schleswig), Fraunhofer-Institut für Siliziumtechnologie (ISIT, Itzehoe).