Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

im Juli 2022 habe ich die Leitung des Fraunhofer ISIT übernommen. Der Wechsel in der Institutsleitung war notwendig geworden, weil der Senat der Fraunhofer-Gesellschaft meinen Vorgänger Prof. Dr. Axel Müller-Groeling als Vorstand für den Bereich Forschungsinfrastrukturen und Digitalisierung gewählt hat.

Für das Vertrauen des Vorstandes, mich zum geschäftsführenden kommissarischen Institutsleiter zu benennen, möchte ich mich bedanken. Ich freue mich auf die Aufgabe, die nun vor mir liegt, und auf die gute Zusammenarbeit mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Die positive Entwicklung der letzten fünf Jahre und den eingeschlagenen Wachstumspfad für das ISIT möchte ich mit Tatkraft weiterführen.

Ich habe die Leitung des Instituts zunächst kommissarisch übernommen, bis im Rahmen einer öffentlichen Ausschreibung von einer gemeinsamen Berufungskommission der Fraunhofer-Gesellschaft und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel endgültig ein neuer Institutsleiter für das Fraunhofer ISIT bestimmt wird.

Prof. Müller-Groeling, hat sich mit seiner Arbeit am ISIT große Anerkennung erworben. Er hat das ISIT wissenschaftlich und wirtschaftlich effizient aufgestellt – mit vielen spannenden Projekten und einer vielversprechenden wirtschaftlichen Perspektive. Unter seiner Leitung haben wir in den letzten Jahren eine hervorragende Infrastruktur aufgebaut und wir haben exzellent ausgebildete Kolleginnen und Kollegen. Damit sind wir gut gerüstet, den hohen Ansprüchen der Industrie an unsere Entwicklungsarbeiten gerecht zu werden. In der nächsten Zeit möchten wir die Kompetenzen des ISIT verstärkt nutzen, um an großen Zukunftsthemen wie dem Quantencomputing und der neuromorphen Datenverarbeitung mit neuen Ideen, neuen Kooperationen und neuen Forschungsergebnissen entscheidende Impulse zu setzen. 

Ausbau der ISIT Arbeitsgruppe Elektronische Energiesystem an der CAU

Besonders liegt es mir am Herzen, die Kooperation mit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel auszubauen und dafür zu sorgen, dass das ISIT eine starke Dependance an der CAU erhält. Aus diesem Grund wurde bereits in 2021 die ISIT-Arbeitsgruppe „Elektronische Energiesysteme“ an der Technischen Fakultät der CAU ins Leben gerufen, mit der Perspektive, in naher Zukunft zu einem ISIT-Teilinstitut in Kiel zu werden. Die Gruppe befasst sich mit zukunftsweisenden Stromnetzen, mit intelligenten Speichertechnologien für die Elektromobilität und mit zuverlässigen und langlebigen Halbleitern. Geleitet wird die Gruppe von Prof. Dr. Marco Liserre.

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FAB-SH in Itzehoe

In Itzehoe wird es darum gehen, den in 2021 begonnenen Aufbau des Forschungszentrums für angewandte Batterietechnologie Schleswig-Holstein (FAB-SH) voranzutreiben.

Das Forschungszentrum wird in einem ehemaligen Logistik-Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Fraunhofer ISIT entstehen. An die 30 Mitarbeitende werden sich dort mit der Weiterentwicklung von Batteriespeichern für verschiedene Anwendungen befassen und neue Produktionstechnologien für Batteriespeicher entwickeln. Das FAB-SH strebt eine herausgehobene Stellung im nationalen und internationalen Forschungswettbewerb an. Die Basis dazu existiert bereits am ISIT. Mit der Trockenbeschichtung von Elektroden und einer ISIT-eigenen Separatortechnologie wurden Produktionsprozesse entwickelt und patentiert, die eine Alleinstellung des ISIT darstellen.

Itzehoe hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Hot Spot der der Batterie-Forschung entwickelt. So bekennt sich auch das Unternehmen Customcells, einer unserer wichtigen Industriepartner auf dem Gebiet der Batterietechnologie, zum Standort Itzehoe.

Im Sommer hatte das Unternehmen ein 10.000 Quadratmeter großes Grundstück von der Stadt gekauft und im November mit dem Bau eines neuen Bürogebäudes begonnen. Noch im Jahr  2023 sollen Mitarbeiter*innen dort einziehen.

 

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Vishay baut neue Chipfabrik in Itzehoe

Die erfreulichste Nachricht im vergangenen Jahr für den Technologiestandort Itzehoe kam jedoch von unserem strategischen Partner Vishay. Der Chiphersteller will einen neuen Reinraum bauen und seine Produktion in Itzehoe für etwa 300 Millionen Euro ausbauen. In der ersten Ausbauphase sollen zusätzlich 150 neue Arbeitsplätze entstehen. Das Unternehmen möchte vor allem seine Position auf dem europäischen Automotive-Markt ausbauen und die Abhängigkeit der Autoindustrie von asiatischen Zulieferern zukünftig verringern. Wir als ISIT erhoffen uns von dem Ausbau, dass unsere konstruktive Forschungskooperation auf eine noch breitere Basis gestellt wird.

 

Entspannte Coronalage erlaubte zahlreiche Messen und Veranstaltungen in Präsenz

Glücklicherweise ebbte in 2022 die Coronawelle allmählich ab, sodass Restriktionen aufgehoben werden konnten und Präsenzveranstaltungen wieder möglich wurden. So fand nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause am ISIT im September die Microtec Nord statt. Das Thema der Veranstaltung „Intelligente Systeme – Lernfähige Hard- und Software“ traf auf große Resonanz; an die 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Norddeutschland diskutierten die Anwendungsgebiete künstlicher Intelligenz. Auch präsentierte das Fraunhofer ISIT nach fast zwei Jahren Zwangspause seine Forschungs- und Entwicklungsergebnisse auf zahlreichen Fachmessen im Inland und im Ausland: Auf der Photonics West in San Francisco, dem Battery Seminar in Orlando, auf der Hannovermesse, der Laser und der Electronica in München oder der Medica/Compamed in Düsseldorf, um nur einige zu nennen.

 

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Thesis-Preis des InnoQuarters

Erfreulich waren die gemeinsamen Bemühungen aller Partner am Standort um den wissenschaftlich technischen Nachwuchs. Es gab verschiedene Exkursionen von Studierenden in den Innovations- und Technologiepark Itzehoe und der Thesis-Preis des InnoQuarters Itzehoe ging 2022 erstmalig an den Start. Die Unternehmen und Institutionen am High-Tech-Standort Itzehoe lobten einen Wettbewerb um die besten drei Thesis-Arbeiten bzw. Dissertationen aus, die im Zusammenhang mit dem InnoQuarter Itzehoe stehen. Mit dem Wettbewerb wollten die Initiatoren die Attraktivität des Innovationsstandortes Itzehoe stärken und den jungen Wissenschaftler*innen Wertschätzung entgegenbringen. Den ersten Preis in Höhe 3000 Euro gewann Vincent Krull für seine Masterarbeit, die er bei dem Unternehmen Oqmented geschrieben hat, mit dem zweiten Preis in Höhe von 1500 Euro wurde Tom-Niklas Kreutzer vom ISIT ausgezeichnet für seine Masterarbeit zur Material- und Prozessentwicklung von Aluminium-Scandiumnitrid-Doppel-Lagen und der dritte Preis mit 500 Euro ging an Prince Sackey. Die Initiatoren waren von dem Niveau aller eingereichten Arbeiten begeistert und wollen den Wettbewerb 2023 wiederholen.

 

Klimaneutraler High-Tech-Standort Itzehoe

Die nicht mehr zu übersehende Klimakrise und die durch den Ukraine-Krieg explosionsartig gestiegenen Energiepreise stellen das ISIT und alle anderen Unternehmen und Einrichtungen vor große Herausforderungen. In einem ersten Schritt haben die am Standort Itzehoe ansässigen Unternehmen eine gemeinsame Treibhausgasbilanz erstellt. Dies ist für viele Partner der erste Schritt auf dem Weg zur Reduktion von Treibhausgasen. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet von der Nordakademie Elmshorn und hat das Ziel, den Innovationspark Itzehoe klimaneutral zu machen. Denn steigende Energiepreise, wachsende Transparenzanforderungen von Investoren und die Frage nach der Zukunftsfähigkeit von Geschäftsmodellen bringt ein reges Interesse am unternehmerischen Klimaschutz hervor.

Auch das ISIT hat in Sachen klimaneutraler Produktion eine ganze Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht. So werden auf verschiedenen Gebäuden und Freiflächen Photovoltaik-Anlagen entstehen, die Lüftungsanlagen werden optimiert, viele Motoren für Zu-/Abluftanlagen sowie Pumpen durch energieeffiziente Varianten ersetzt, die Beleuchtung vollständig auf LED umgerüstet und die Heizungsanlage auf Propangas umgestellt. Dazu werden sieben Ladesäulen für E-Autos am ISIT installiert.

Im September hat das Kompetenzzentrum Green ICT@FMD der Forschungsfabrik Mikroelektronik seine Arbeit aufgenommen. Im Green ICT@FMD engagieren sich die Fraunhofer- und Leibniz-Institute, die in der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD) kooperieren - darunter das Fraunhofer ISIT - und bilden ein standortübergreifendes Kompetenzzentrum. Green ICT @FMD will mit moderner Elektronik für ressourcensparsame Informations- und Kommunikationstechnik das Klima schützen und durch Forschung und Entwicklung einen Beitrag zur Senkung des CO2-Fußabdrucks digitaler Technologien leisten. Das im Sommer gestartete Projekt ist Teil des Klimaschutzprogramms 2030 der Bundesregierung und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit 34 Millionen Euro gefördert. Im Rahmen dieses Projekts für nachhaltige Elektronik wird das ISIT den Energieverbrauch bei der Herstellung von flüchtigen Gasen reduzieren und den Verbrauch dieser Gase in unterschiedlichen Anlagen optimieren.

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Fazit 2022

Zu seinem Abschied aus dem ISIT im Sommer hat mein Vorgänger Prof. Axel Müller-Groeling vier Aspekte genannt, die seiner Meinung nach zum Erfolg des ISIT in den letzten Jahren geführt haben. Erstens: die inhaltliche Stärke des Instituts, zweitens: ein belastbares Netzwerk starker Partner, drittens: ein gutes Forschungsmanagement und schließlich eine Performance-Kultur der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, geprägt von guter Teamarbeit, von einer konstruktiv gelebten Fehlerkultur und von der Freude an Leistung und Erfolg.

Ich stimme in der Analyse mit meinem Vorgänger vollkommen überein und bin mir sicher: Wenn wir uns diese Zutaten für den Erfolg weiterhin erhalten und ausbauen, werden wir die Herausforderungen der Zukunft genauso erfolgreich meistern, wie wir es in der Vergangenheit auch getan haben.