Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

Corona beherrschte das Geschehen auch in diesem Jahr mit hohen Infektionszahlen im Frühjahr, einem hoffnungsfrohen Sommer und einer massiven Rückkehr der Pandemie im Herbst. Das ISIT hat sich auf diese Situation gut einstellen können und hatte daher trotz aller Widrigkeiten ein sehr gelungenes Jahr. 

 

Wissenschaftspreise und Auszeichnungen für das ISIT

2021 konnten wir nicht nur beweisen, dass wir an gesellschaftlich wichtigen Themen arbeiten, sondern auch, dass unsere Forschenden herausragende Ergebnisse erzielen.

Hugo-Geiger-Preis des Freistaates Bayern

So wurde ISIT-Wissenschaftler Dr. Simon Fichtner im März mit dem Hugo-Geiger-Preis für seine herausragende Promotionsleistungen im Bereich der angewandten Forschung ausgezeichnet.

Seine Dissertation hat Fichtner an der Kieler Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) in den vergangenen Jahren geschrieben – in enger Anbindung an Projekte des Fraunhofer ISIT. In seiner Promotionsarbeit gelang ihm eine erstaunliche Entdeckung: das piezoelektrische Material AIScN besitzt ferroelektrische Eigenschaften. Ferroelektrische Bauteile können Halbleiterelementen z.B. im Bereich Next Generation Computing einen enormen Leistungsschub bescheren. Dementsprechend groß ist das Interesse der internationalen Fachwelt. Das Fraunhofer ISIT verbucht bereits Industrieaufträge für AIScN-Bauteile in Höhe von etwa vier Millionen Euro. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt die Anschlussforschung mit 2,3 Millionen Euro. Auch die US-amerikanische Forschungsbehörde DARPA hat zur Schaffung weiterer Projekte für die Erforschung von AIScN aufgerufen.

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Fraunhofer-Preis

Der Höhepunkt in wissenschaftlicher Hinsicht für das ISIT war die Verleihung des Fraunhofer-Preises 2021 an die ISIT-Wissenschaftler Martin Witt und Michael Kampmann sowie an Dr. Jacqueline Atanelov, Wissenschaftlerin der IMS Nanofabrication. Das Team hat auf dem Weg zu immer kleineren und leistungsfähigeren Mikrochips die bisher erreichte Grenze ein gutes Stück verschieben können. Die Auszeichnung vom Präsidenten der Fraunhofer-Gesellschaft, Prof. Reimund Neugebauer, gab es für die Entwicklung eines komplexen Mikrosystem-Chips, welcher das Herzstück eines Elektronen-Multistrahl-Maskenschreibers bildet. Mit diesem Maskenschreiber können die komplexen Strukturen heutiger und zukünftiger hochminiaturisierter Mikrochips in hoher Qualität und Auflösung innerhalb weniger Stunden erzeugt werden: damit ist der neuartige Maskenschreiber bisher konkurrenzlos. Entsprechend groß ist die Nachfrage am Markt. Derzeit erzielt das IMS mit den Geräten einen Jahresumsatz von 400 Millionen US-Dollar. Das macht sich auch am Fraunhofer ISIT bemerkbar: Die Industrieumsätze übersteigen eine Million Euro pro Jahr deutlich. Die preisgekrönte Technologie ermöglicht also nicht nur eine weitere Miniaturisierung, sondern geht auch mit einem überragenden wirtschaftlichen Erfolg einher.

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Ehrung der besten Auszubildenden

Aber nicht nur unsere erfahrenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt, sondern auch junge Berufseinsteiger konnten punkten. So wurde Artem Kormann durch die stellvertretende Ministerpräsidentin Monika Heinold als bester Auszubildender Deutschlands geehrt. Auf unseren vorbildlichen Mikrotechnologen mit Auszeichnung sind wir sehr stolz. 

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Ausbau von Zukunftsthemen

Das ISIT hat 2021 große Anstrengungen unternommen, damit das Institut auch weiterhin ein kompetenter Ansprechpartner für Zukunftsthemen bleibt. Ein besonderer Fokus lag dieses Jahr auf zuverlässigen Antriebstechnologien und Energiespeichern für die Elektromobilität.

Neue ISIT-Arbeitsgruppe Elektronische Energiesysteme an der CAU

Um solche Themen rund um die Energiewende voranzutreiben, haben wir unsere Kooperation mit der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) deutlich gestärkt und eine gemeinsame Arbeitsgruppe „Elektronische Energiesysteme“ gegründet. Angesiedelt an der Technischen Fakultät der CAU, wird die Forschungsgruppe in der ersten Phase mit insgesamt fünf Millionen Euro gefördert – jeweils zur Hälfte durch die Fraunhofer-Gesellschaft und durch das Land Schleswig-Holstein. Dabei verfolgen wir sehr ehrgeizige Ziele: Nach drei Jahren soll die Arbeitsgruppe bereits weitestgehend auf eigenen Füßen stehen. Perspektivisch soll aus der Arbeitsgruppe heraus ein Teilinstitut der Fraunhofer-Gesellschaft am Standort der Technischen Fakultät entstehen. Geleitet wird die Arbeitsgruppe „Elektronische Energiesysteme“ von Professor Marco Liserre. Mit zunächst drei Themenbausteinen - „Zukunftsweisende Stromnetze“, „intelligente Speichertechnologien für die Elektromobilität“ und „Halbleiter – zuverlässig und langlebig“ - werden wir in der Arbeitsgruppe die Energiewendeforschung in Schleswig-Holstein voranbringen.

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FAB-SH

Die zweite große Anstrengung ist der Aufbau des Forschungszentrums für angewandte Batterietechnologie Schleswig-Holstein (FAB-SH). Das Forschungszentrum wird in einem ehemaligen Logistik-Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Fraunhofer ISIT entstehen. Auf 3400 m² Labor- und Bürofläche werden sich ab 2023 rund 30 Mitarbeitende und 20 Studierende unter anderem mit der Entwicklung von Batteriespeichern für maritime, stationäre und medizintechnische Anwendungen sowie neuen Produktionstechnologien für Batteriespeicher befassen. Mit einzigartigen, innovativen Technologien des ISIT wie der Trockenbeschichtung von Elektroden sowie weiterer Separator- und Zelltechnologien können wir z. B. Hochleistungszellen und Hochtemperaturakkumulatoren entwickeln, deren Performance sich im Spitzenbereich der derzeitigen Zellgenerationen befindet. Somit rückt Schleswig-Holstein mit dem Standort Itzehoe endgültig in die erste Liga der Batterie-Forschung vor.

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25 Jahre Fraunhofer ISIT

Im März 1996 wurde das ISIT offiziell eingeweiht und hatte im Jahr 2021 sein 25-jähriges Bestehen; sicher ein Grund zum Feiern, aber in Corona-Zeiten schwierig umzusetzen. Größere Festveranstaltungen zu Pandemiezeiten verbaten sich von selbst. Dennoch haben wir zwei besondere Projekte anlässlich des Geburtstages gestartet. 

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Lumen & Colours

Auf Initiative unserer Kollegin Katja Reiter beteiligte sich das ISIT an dem Kunstprojekt Lumen & Colours des KulturBahnhofs Itzehoe. Die ISIT Kolleginnen und Kollegen waren aufgerufen, für dieses Projekt Fotos einzureichen: 200 Bilder aus den Bereichen Forschung, Reinraum und Mikroskopie kamen dabei zusammen, allesamt kleine Kunstwerke.

Am 5. November war es soweit: Über 200 Besucherinnen und Besucher fanden den Weg an den Rand der Stadt, um sich dieses besondere Ereignis unter freiem Himmel anzuschauen. Die Bilder wurden von einem Megaprojektor mit einer gewaltigen Lichtleistung an die riesige Fassade unseres Reinraumgebäudes projiziert. Der Eindruck der Bilder war verblüffend, denn die Gebäudefassade mit ihrer Wafer-Struktur ist bereits selbst ein eigenes Kunstwerk und in der optischen Verschmelzung mit den Bildern entstand eine völlig neue, interessante Ästhetik.

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Die ISIT Geburtstags-Dance-Challenge: Die Forscherinnen und Forscher tanzen

Das zweite Geburtstagshighlight war unsere Dance Challenge. Unter Leitung des Tanzlehrers Nikolas Plett haben etwa 30 Kolleginnen und Kollegen einen Tanz zu der Musik Iko Iko einstudiert. Vier Wochen lang gab es fast jeden Tag in der Mittagszeit Übungseinheiten. Gedreht wurde dann im September an verschiedenen Locations und natürlich mit passenden Accessoires: Silizium-Wafer kamen ebenso zum Einsatz wie Schutzanzüge für den Reinraum. Wir wollten mit dem Video zeigen: Am Institut gibt es nicht nur exzellente Forschung, sondern auch Spaß beim Arbeiten.

Innerhalb des Kampagnenzeitraums von vier Wochen erreichten wir Videoansichten und Seitenaufrufe in Dimensionen, die wir bisher mit unseren Forschungsthemen nicht ansatzweise erzielen konnten. Die Dance Challenge war nicht nur ein Geburtstagsspaß, sondern auch bis jetzt die wirksamste Marketingmaßnahme, die wir jemals für das ISIT initiiert haben. 

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Fazit 2021

Der Rückblick auf das Jahr 2021 zeigt: das ISIT ist auf einem gutem Weg. Die organisatorische Neuaufstellung hinsichtlich Strategie, Controlling, Operations und Personalwesen zeigt deutliche Erfolge, wirtschaftlich wie wissenschaftlich. Wir können zuversichtlich in die Zukunft blicken, zumal die Themen, mit denen sich das ISIT beschäftigt, gerade jetzt in Deutschland von großer Aktualität sind. Unser strategischer Partner Vishay beginnt mit dem Bau eines großen 300-mm-Reinraums in Itzehoe, in Heide soll eine große Batteriezellenfabrik von Northvolt mit etwa 3000 Mitarbeitenden entstehen und (etwas entfernter) in Magdeburg baut Intel eine gigantische Chipfabrik. Es tut sich etwas im Norden und das eröffnet uns vielfältige Chancen. Wir sind gut vorbereitet, sie auch zu nutzen.