Portraitreihe
Women Leaders in Science and Technology - Ein Interview mit Mikrotechnologin Saskia Schröder
Frauen sind in technischen Berufen unterrepräsentiert – und das, obwohl die Arbeitsmarktchancen prima sind. MINT- Ausbildungsberufe und Studiengänge eröffnen eine Vielzahl an beruflichen Perspektiven, hervorragende Karrierechancen und gute Verdienstmöglichkeiten. Und kluge Frauen werden gebraucht. Zum Anlass des GirlsDay führten wir ein Interview mit Mikrotechnologin Saskia Schröder, die beim ISIT die Gruppe "Modul-Services" des Geschäftsfelds Mikro-Fertigungsverfahren mitleitet.
Du hast angefangen in der Mikrotechnologe-Ausbildung? Was hat sich geändert?
Im August 2005 habe ich meine Ausbildung zur Mikrotechnologin im ISIT begonnen. Damals arbeitete ich in fast allen Bereichen unserer Abteilung, denn das ist im Ausbildungsplan so vorgesehen. Mit diesem Wissen konnte ich viele Kollegen unterstützen und ihnen die Arbeiten abnehmen. Heute habe ich mich auf einen Bereich des Instituts vertieft und organisiere selbst das Vorgehen und die Arbeitsweisen. Heute kann ich die Azubis so einbinden, dass sie mich unterstützen. Das funktioniert sehr gut.
Wenn du an deinen 1. Tag beim ISIT vor vielen Jahren denkst und an heute: was hat sich geändert für dich?
An meinem ersten Tag am ISIT hatte ich keine Ahnung von Mikrotechnologie, Umgang mit Kunden und schwierigen technischen Herausforderungen. Heute bin ich eine von zwei Drahtbond-Experten im ISIT und erhalte intern wie extern vielen Anfragen zum Aufbau neuer immer kleiner werdenden Produkten. Ich habe inzwischen die Leitung einer Gruppe aus unserer Abteilung übernommen, bin Laborverantwortliche des Bondlabors, treffe viele unsere Kunden auf Messen und Konferenzen und unterstütze unsere Azubis bei ihrer 3-jährigen Ausbildung bei uns.
Warum hast du damals ISIT ausgewählt und warum bist du noch hier?
Ich habe mich für eine Ausbildung im ISIT beworben, weil ich unbedingt eine technische Ausbildung starten wollte. Einen Reinraum-Anzug wollte ich immer schon mal tragen und erleben, wie es da wohl sein mag. Aber noch viel mehr reizte mich die Mischung zwischen dem Arbeiten im Labor und am Schreibtisch. Einen Job, in dem man den ganzen Tag am Schreibtisch verbringt, wirkte damals öde auf mich.
Außerdem wollte ich gerne in Itzehoe oder Umgebung bleiben. Ich hatte die Chance während der Ausbildung bei meinen Eltern weiterhin wohnen zu dürfen. Das war eine sehr komfortable und, zugegeben, auch einfache Ausgangslage.
Durch die Anzeige in der Zeitung wurde ich auf das ISIT aufmerksam und darauf, dass dort viele verschiedene, mir noch unbekannte Technologien bearbeitete wurden, wurde ich neugierig.
Warum bin ich noch hier?
Ich hatte eine tolle Ausbildung und entschied mich danach für ein technisches Studium. Die Möglichkeit, während des Studiums als Werkstudentin weiterhin im ISIT zu arbeiten, nutzte ich, um meine Erfahrungen weiter zu entwickeln. Nach meiner Abschlussarbeit wurde ich eingestellt und arbeitete in vielen Bereichen meiner Abteilung. Durch meine Ausbildung konnte ich nahezu in allen Bereichen Kolleginnen und Kollegen unterstützen. Die Aufgaben in einem Labor wurden allerdings immer mehr und anspruchsvoller für mich gestaltet und so bekam ich die Chance, dieses Labor in meine Verantwortung zu nehmen. Heute arbeite ich immer noch in diesem Bereich, der mir sehr viel Freude bereitet und der fast jeden Tag neue Herausforderungen an mich stellt.
Ein anderer sehr-sehr wichtiger Punkt, warum ich noch im ISIT bin ist, dass ich super tolle Kollegen habe, die teilweise zu guten Freunden geworden sind.
Was ist so besonders spannend in deinem Fachgebiet?
Mein Fachgebiet ist das Drahtbonden. Ich verarbeite dort 25µm dünne Drähte. Das ist etwa halb so dick wie ein menschliches Haar. Mit bloßem Auge kann man die Drähte fast nicht sehen. Daher ist ein gutes Mikroskop unabdingbar.
Ich schweiße diese dünnen Drähte auf Halbleiterchips, die ich vorher in ein Gehäuse geklebt habe. Die Drähte bilden dann den elektrischen Kontakt zwischen dem Chip, der im Reinraum hergestellt wurde, und das Beinchen des Bauteil-Gehäuses. Das Gehäuse bekommt anschließend einen Deckel und kann dann auf Leiterplatten gelötet werden, die später z.B. im Handy, im Fernseher und in allen anderen elektrischen Geräten verbaut werden, die man so kennt. Mich fasziniert immer wieder, wie klein das alles doch ist und welche großen Auswirkungen diese Technologie auf die heutige Technik hat.
Es gibt viele Leadership und v.a. Female Leadership Ansätze. Was ist so dein Führungsstil und wie wirst du als Frau bei uns behandelt?
Man hört oft von dem Spruch „Einmal Azubi, immer Azubi“. Das kann ich mir zwar gut vorstellen, dass viele Probleme daraus resultieren, aber bei mir in der Abteilung hatte ich dieses Problem nicht. Nach der Ausbildung / Studium wurde ich als Wissenschaftlerin angesehen und bekam die entsprechenden Aufgaben zugeteilt.
Ich hatte auch nie das Gefühl, dass ich als Frau weniger geachtet werde, als meine männlichen Kollegen. Dieser Punkt ist sehr wichtig, denn gerade in technischen Berufen ist der weibliche Anteil immer noch sehr gering. Dieses Thema nimmt sich Fraunhofer bereits an und arbeitet sehr stark an der Förderung weiblicher Talente.
Mit großer Macht kommt große Verantwortung. Mit einer Verantwortung kommen viele Urteile, Feedback und Kritik von allen Seiten. Wie gehst du damit um?
Ich bin dankbar für jedes Feedback, egal ob positiv oder negativ. Wenn man sich gegenseitig direkt sagt, was nicht passt, dann ist es viel einfacher eine passende Lösung für beide Seiten zu finden.
Ich denke, ich bin ein offener und fröhlicher Mensch. Ich denke, meine Kollegen wissen, dass sie immer auf mich zukommen können und mir alles anvertrauen dürfen. Auch bei Problemen oder Konflikten helfe ich gerne.
Was motiviert dich, jeden Tag aufzustehen und in die Arbeit zu kommen?
Ein fröhliches und ernstgemeinstes „Guten Morgen“ oder „Moin“ von meinen Kollegen zu hören. Das Tolle bei uns ist, egal ob man sich kennt oder nicht – jeder wird gegrüßt. Ich finde das erfrischend.
Anschließend freue ich mich auf die Arbeit im Labor und zufriedene Kunden, wenn die Arbeiten erledigt sind.
Was würdest du jungen Mädchen und Frauen raten?
Macht das, was euch Freude bereitet. Wenn ihr das noch nicht wisst, dann probiert ein paar Dinge aus, wie z.B. verschiedene Praktika in ganz unterschiedlichen Bereichen. Wenn dann danach steht, dass das gar nicht euer Ding ist, dann seid ihr doch auch schon ein Schritt weiter… Immer positiv denken, das hilft ungemein! Nehmt Herausforderung einfach an und gebt euer Bestes. Wenn es nicht perfekt wird, dann wisst ihr beim nächsten Mal wie es geht.
Karriere-Meilensteine:
2005-2008 Ausbildung zur Mikrotechnologin im Fraunhofer ISIT
2008 Studium Bachelor of Science in Heide, Informations- und Elektrotechnik
2012 Studium Master of Science in Hamburg (HAW), Mikroelektronische Systems (MES)
2008-2013 Werkstudentin im Fraunhofer ISIT
Ab 2013 Wissenschaftlerin im Fraunhofer ISIT, Gruppenleiterin Modul-Services, Geschäftsfeld Mikro-Fertigungsverfahren
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